„Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht lache“

Annika Sommer hat viel Spaß während ihres Freiwilligen Sozialen Jahres - hier mit Mitarbeiter Michael Lenz. (Foto: Schneider)

Was tun nach dem Abitur? Für Annika Sommer war es keine schwere Entscheidung: Seit dem 1. September 2015 absolviert die Niederschelderin ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei der Lebenshilfe Dillenburg. Nun hat die 19-Jährige bereits die Hälfte ihres FSJs in der Werkstatt für behinderte Menschen in Oberscheld hinter sich gebracht – und noch keine Sekunde bereut.

Annika, wieso hast du dich für ein FSJ bei der Lebenshilfe Dillenburg entschieden?

Annika Sommer: Mit 16 Jahren hatte ich bereits angefangen, während der Schulferien in der Werkstatt in Oberscheld zu jobben. Als ich dann mein Abitur an den Kaufmännischen Schulen in der Tasche und 13 Jahre Schulbank hinter mir hatte, hatte ich einfach das Bedürfnis, etwas Praktisches zu machen. Und da der Kontakt zur Lebenshilfe bereits bestand, war die Entscheidung für ein Freiwilliges Soziales Jahr schnell gefallen.

Wie war es für dich, als FSJlerin zurückzukehren in die Werkstatt in Oberscheld?

Annika Sommer: Das gab ein großes Hallo. Die meisten der Beschäftigten hier kannte ich ja schon. „Oh, bist du jetzt wieder hier?“, „Wie lange bleibst du?“, „Musst du nicht mehr zur Schule?“ – diese Fragen haben sie mir direkt gestellt.

In welchen Arbeitsbereichen hast du mitgeholfen – und wie selbstständig war deine Tätigkeit bislang?

Annika Sommer: Am Anfang habe ich zunächst einmal die Tätigkeiten ausgeübt, die auch die Menschen mit Behinderungen machen. Kabel geschnitten, Schaltkästen geschraubt. Solche Dinge. Aber dann haben mich die Gruppenleiter immer mehr eingebunden und mir immer mehr Verantwortung gegeben. Sie haben mir immer viel erklärt, mir Abläufe genau aufgeschrieben, sodass ich bald auch in der Lage war, viele Aufgaben selbstständig zu übernommen. Viel Spaß macht mir auch eine arbeitsbegleitende Maßnahme, die ich betreuen darf: Alle zwei Wochen koche ich zusammen mit unseren behinderten Menschen. Im Dezember haben wir gemeinsam mit den Grundschülern Weihnachtsplätzchen gebacken.

Gab es auch Situationen, in denen du an deine Grenzen gestoßen bist?

Annika Sommer: Ja, die gab es schon. Vor allem dann, wenn urlaubs- oder krankheitsbedingt Engpässe entstanden, wurde ich sehr gefordert. Auch in Bereichen, die mir bis dahin nicht vertraut waren. Im Umgang mit unseren behinderten Menschen musste ich auch lernen, mir Autorität zu verschaffen. Zum Beispiel, wenn unsere Leute mal eine schlechte Phase hatten. Aber ich glaube, dass ich mittlerweile eine relativ gute Menschenkenntnis habe und daher recht gut einschätzen kann, wie die Tagesform der einzelnen Mitarbeiter ist.

Was wirst du aus diesem Jahr mitnehmen?

Annika Sommer: Viel Lachen. Es vergeht hier kein Tag, an dem ich nicht lache. Wenn ich könnte, würde ich noch ein Jahr dran hängen. Es wird mir schon schwer fallen, im Sommer von hier wegzugehen. Aber ich werde sicherlich auch nach dem FSJ noch oft herkommen.

Wie sind deine Pläne für die Zeit nach dem FSJ?

Annika Sommer: Am 1. August beginne ich eine Ausbildung als medizinische Fachangestellte. Dass es irgendwann in die medizinische Richtung gehen würde, war für mich schon zu Schulzeiten klar. Meine Praktika hatte ich daher beim Hausarzt und in der Vitos-Klinik in Herborn gemacht.

Wenn du jetzt auf andere Schulabsolventen treffen würdest – aus welchen Gründen würdest du ihnen zu einem FSJ bei der Lebenshilfe raten?

Annika Sommer: Ich habe während meines FSJs ganz viel Selbstvertrauen hinzugewonnen. Ich habe gemerkt, dass ich viel mehr kann, als ich mir zunächst zugetraut hätte. Ich habe herausgefunden, wo meine Grenzen sind und wie ich sie überschreiten kann. Es ist wirklich so: Man wächst mit seinen Aufgaben. Auch habe ich meine Berührungsängste zu Menschen mit Behinderungen, die ich vor meinen Ferienjobs bei der Lebenshilfe noch hatte, nun komplett abgebaut. Vorher war ich unsicher im Umgang mit ihnen. Wusste nicht, was ich mache, wenn ich sie vielleicht akustisch nicht gut verstehe. Hatte Bedenken, etwas Falsches zu sagen. Sie waren einfach nicht so richtig berechenbar für mich. Jetzt weiß ich: Menschen mit Behinderungen sind ganz normale Menschen. Ich kann allen nur den Tipp geben: Lasst euch darauf ein, gebt ihnen eine Chance.

Ihr interessiert euch für ein Freiwilliges Soziales Jahr bei der Lebenshilfe Dillenburg?
Informationen erhaltet ihr in unserer Geschäftsstelle unter der Telefonnummer 02771 / 909-0 oder per Mail an info@lebenshilfe-dillenburg.de.