Nahversorgung, Inklusion, Arbeitsplätze

Der Einkaufswagen steht schon bereit. In Vorfreude auf die Eröffnung sind (v.l.) Monika Mundt (Leitung Reha-Werkstatt Haiger), Marion Klein (Regionalmanagement Lahn-Dill-Bergland), Ralf Turk (Bereichsleitung Dillenburger Werkstätten), Heinz Schreiber (Erster Kreisbeigeorndeter), Dr. Oliver Schmitzer (Lebenshilfevorstand) und Margot Schäfer (Leitung Abteilung für den ländlichen Raum). (Foto: Schneider)

„In Donsbach gibt es nicht mal mehr Briefmarken zu kaufen.“ Ein Satz, der Auslöser war für eine Idee. Eine Idee, die wiederum nun in die Tat umgesetzt wird. Am 19. Januar öffnet der neue Dorfladen in Donsbach – betrieben von Menschen mit seelischen und psychischen Behinderungen aus der Reha-Werkstatt Haiger. Für dieses Projekt gab es nun einen Zuschuss von rund 25.000 Euro aus dem Förderbudget der Region Lahn-Dill-Bergland.

„Ich freue mich immer, wenn ich Bewilligungsbescheide übergeben darf, aber heute freue ich mich besonders“, sagte Heinz Schreiber, Erster Kreisbeigeordneter, der gemeinsam mit Margot Schäfer (Leiterin Abteilung für den ländlichen Raum) und Marion Klein (Regionalmanagerin Lahn-Dill-Bergland) am Montagnachmittag dem noch nicht möblierten Donsbacher Verkaufsraum einen Besuch abstattete. „Ein Dorfladen der Lebenshilfe Dillenburg, betrieben von Menschen mit psychischen Erkrankungen – das ist klasse. Ich könnte mir gut vorstellen, dass dieser Laden für den kleinen Ort zum Treffpunkt wird.“

Auf knapp 70 Quadratmetern Verkaufsfläche erhalten die Kunden dort künftig alles, was sie für den täglichen Bedarf benötigen. Lebensmittel, Hygieneartikel, frisches Obst und Gemüse, Brot, Zeitschriften – alles zu marktüblichen Preisen. Das Brot stammt von der Bäckerei Paul aus Fellerdilln, das Fleisch von der Metzgerei Wagner aus Donsbach. Darüber hinaus wird es ein spezielles Regal mit regionalen Produkten geben. Vier Betreute aus der Reha-Werkstatt werden im neuen Dorfladen beschäftigt, unter der Federführung von zwei gelernten Einzelhandelskaufleuten, die halbtags im Geschäft tätig sind. Die Öffnungszeiten: 7 bis 19, anfangs noch bis 18 Uhr.

Offiziell eröffnet wird der Dorfladen am 19. Januar. Bis dahin ist noch einiges zu tun. Ab dem 8. Dezember beginnt die Lieferung der Einrichtung. Regale, Kühltruhen, Kaffeemaschine, Waagen, Kassen und ein Außen-Warenautomat, der ab März ein ausgewähltes Sortiment außerhalb der Öffnungszeiten zur Verfügung stellt – all das bringt Kosten in Höhe von rund 50.000 Euro mit sich.  24.454 Euro davon werden durch die Zuwendung durch das Förderbudget getilgt, die sich zusammensetzt aus 15.895 Euro aus Mitteln der EU sowie 8559 Euro seitens des Landes Hessen. „Dieses Projekt ist besonders interessant, da es gleich mehrere Aspekte bedient: Nahversorgung, Inklusion und Schaffung von Arbeitsplätzen“, betonte Marion Klein. Der Dorfladen Donsbach ist in der derzeitigen Förderperiode das erste Projekt dieser Art  – als wichtiger Beitrag zur Stärkung des ländlichen Raums.

Weiterer Kostenpunkt: die Renovierung des Marktes inklusive Brandschutz und Anpassung an die Lebensmittelgesetze. Dadurch liegen die Gesamtkosten für die Ladenöffnung bei etwa 70.000 Euro. Rund 25.000 Euro werden durch das Förderbudget beglichen, weitere 20.000 durch bereits eingegangene Spenden. Zur Deckung der verbleibenden Lücke ist die Lebenshilfe auf weitere Spenden angewiesen.  „Vor diesem Hintergrund ist es auch so wichtig, dass sich der Laden finanziell trägt und wir schwarze Zahlen verbuchen“, betonte Ralf Turk, Bereichsleiter der Dillenburger Werkstätten. „Dafür benötigen wir einen Jahresumsatz von rund 350.000 Euro.“

Der Dorfladen in Donsbach ist nicht der einzige, der von der Lebenshilfe Dillenburg betrieben wird. Vor sieben Jahren hat der Verein den Supermarkt in Nanzenbach übernommen, der angegliedert ist an die Werkstatt in Eibelshausen. „Es passiert häufig, dass wir gefragt werden, ob wir nicht Läden, die vor der Schließung stehen, übernehmen können“, erklärte Lebenshilfe-Vorstand Dr. Oliver Schmitzer. „Doch müssen wir dabei bedenken, dass wir auch ein Unternehmen sind, das auf seine Zahlen schauen muss. Darüber hinaus sind mögliche Anbindungen an die Werkstätten sowie Synergien mit dem jeweiligen Standort notwendig. Hier in Donsbach sind wir bereits mit unserer Außenarbeitsgruppe im Wildpark vertreten.“

Die Dorfbewohner freuen sich laut Ralf Turk auf die Eröffnung des Ladens. Die Erfahrungen in Nanzenbach haben gezeigt: „Menschen mit und ohne Behinderungen begegnen sich auf eine andere Weise. Diejenigen mit Behinderungen sind nicht mehr die, die Fürsorge entgegen nehmen, sondern die, die als Experten ihren Kunden zur Seite stehen. Das zu erleben macht großen Spaß.“