Warum Glück keine Behinderung kennt

Beste Laune: Silke Schilling (rechts) vor einem Foto, das sie beim Shooting zeigt. Die junge Dame ist das "Titelmädchen" der sechswöchigen Ausstellung. (Foto: Triesch)

Wer die Bilder in der Stadtbücherei, dem Rathaus und Haigerer Geschäften gesehen hat, der weiß, dass die Ausstellung kaum einen besseren Titel hätte erhalten können: „Glück kennt keine Behinderung“ lautet das Motto der Schau der Fotografin Jenny Klestil, die am Freitagabend in der Haigerer Stadtbücherei eröffnet wurde. Seit März 2015 fotografiert die Kölnerin ehrenamtlich Kinder mit Down-Syndrom und deren Familien. Nun sind rund 100 ihrer Bilder sechs Wochen lang in Haiger zu sehen.

„Die ganze Stadt wird zur Galerie“, freute sich Ralf Turk, Leiter der Dillenburger Werkstätten der Lebenshilfe, bei der Ausstellungseröffnung: „Das ist ein Tag der Freude.“ Als Monika Mundt von der Lebenshilfe die Idee zu der Ausstellung gehabt habe, seien die Stadt Haiger (vertreten durch Andreas Rompf) und die Gewerbevereinigung sofort dabei gewesen. Turk dankte für die Unterstützung und lobte besonders Andrea Kasteleiner vom Team der Bücherei, die seit 2010 von der Lebenshilfe betreut wird, und Klaus Kasteleiner, der die Stellagen konstruiert und gebaut hatte. „Menschen mit Behinderung sind einzigartig, echt, direkt, bereichernd in der Begegnung und wertvoll für die Gesellschaft“, sagte Turk.

„Die Bilder sind allererste Sahne“

Daran knüpfte Bürgermeister Mario Schramm an. „Die Stadt ist stolz auf die vielfältigen Aktionen der Lebenshilfe und besonders auch auf diese Ausstellung. Die Bilder sind allererste Sahne“, sagte der Rathaus-Chef. Das ehrenamtliche Engagement halte „die Gesellschaft am Leben“. Die Lebenshilfe und die Stadt Haiger seien „wie Bruder und Schwester“.

Jenny Klestil berichtete, in weniger als einem Jahr hätten 140 Familien ihr Angebot angenommen, sich fotografieren zu lassen. „Ich habe diese Shootings als große Bereicherung erfahren – sie machten einfach Freude“, berichtete die Mutter von drei Kindern. Bei den Treffen sei deutlich geworden, „dass es nicht immer um höher, besser, weiter gehen muss, sondern dass andere Dinge zählen – zum Beispiel das Miteinander“. „Es ist toll zu sehen, dass die Behinderung egal ist, die Menschen sind glücklich“, erklärte die 38-Jährige.

Sie erhofft sich von ihrer Ausstellung, dass „Ängste und Hürden abgebaut werden“. Familien, die ein Kind mit Down-Syndrom erwarten, bekämen durch die Bilder ein Gefühl dafür, dass es sich lohnt, dieses Kind zu bekommen.“ Aus den zahlreichen Shootings ist mittlerweile sogar ein Bildband entstanden.

Der Kreisbeigeordnete Stephan Aurand lobte die eindrucksvolle Ausstellung. „Die Bilder kommen mitten aus dem Leben.“ Auch der Lahn-Dill-Kreis bemühe sich stark um Inklusion, die partnerschaftliche Arbeit in der Haigerer Bücherei sei dafür ein Markenzeichen. „Wer sich auf die Arbeit mit Behinderten einlässt, der bekommt mehr, als er gibt“, sagte Aurand, der von Klaus Schreiner (Leiter der Abteilung Soziales und Integration beim LDK) begleitet wurde.

Von Ralf Triesch

Beste Laune: Silke Schilling (rechts) vor einem Foto, das sie beim Shooting zeigt. Die junge Dame ist das "Titelmädchen" der sechswöchigen Ausstellung. (Foto: Triesch)
Beste Laune: Silke Schilling (rechts) vor einem Foto, das sie beim Shooting zeigt. Die junge Dame ist das „Titelmädchen“ der sechswöchigen Ausstellung. (Foto: Triesch)